Politik

Wir brauchen alle

Bei Diversität und Inklusion geht es meist um Gleichberechtigung, Beteiligung und neutrale Sprache.

So wichtig das ist – moralisch als auch aus der Sicht des Personalmarketings – ich glaube, das wichtigste Argument für D&I ist viel nahe liegender.

D&I ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit.

In der zukünftigen Welt kommt es vermehrt auf Ideen an. Der Lebenszyklus von Produkten und anderen Leistungen wird immer kürzer. Deshalb sind wir auf Veränderungen und Innovationen angewiesen.

Ich glaube, die erfolgreichsten Organisationen haben die meisten Ideen.

Ohne Inklusion allerdings bestimmen nur wenige, welche Projekte eine Chance verdienen. Ohne Diversität gibt es die gleichen Denkmuster immer wieder. Dadurch entstehen auch immer wieder die gleichen Ideen.

Welchen Mehrwert zieht der Kunde aus einem Team mit 10 identischen Personen? Ihre Ideen werden sich kaum unterscheiden, und somit gibt es kaum Alternativen (die, sind aber wichtig).

Ein Team mit 10 höchst unterschiedlichen Personen kommt auch auf unterschiedliche Ideen. Das ist der Weg zum Erfolg.

Die Formalitäten, die meist den größten Raum einnehmen, wenn über D&I gesprochen wird, sind wichtig, um Wertschätzung auszudrücken. Aber vielleicht geht das auch anders.

Wie wäre es, echte Taten sprechen zu lassen und bei der Zusammensetzung von Teams auf größtmögliche Diversität zu achten? Nicht weil wir eine Quote erfüllen wollen, sondern weil wir erfolgreich sein wollen.

Oder anders ausgedrückt: Wer nicht stärker darauf achtet verschiedene Menschen ehrlich einzubeziehen, der wird (marktwirtschaftlich) das Nachsehen haben.

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Was ist unsere wichtigste Aufgabe?

Joe Biden sagte nach seinem Wahlsieg: 

“Als ich noch klein war sagte mir mein Großvater, Joey, behalte deinen Glauben. Meine Großmutter sage daraufhin: Nein, verbreite ihn” 

Schon in seiner ersten Rede als gewählter Präsident, hat er sich mit vielen Aussagen dieser Art, deutlich vom Stil seines Vorgängers abgesetzt. Sie ist ein großes Beispiel für Leadership.

Schon mehrmals habe ich über den Unterschied zwischen Leadership und Management geschrieben. 

Donald Trump hat viele Dinge “getan” und er wurde oft für sein gutes Management gelobt. Die Herzen der Menschen hat er jedoch nie erreicht. Dies scheint sich in den USA nun zu ändern. Bidens väterlich, großzügiges Auftreten könnte das sein, was diese zerrissene Gesellschaft jetzt braucht. 

Und generell: Ein Präsident muss an erster Stelle Anführer sein, dann erst Manager. Ich hoffe für die Amerikaner und den Rest der Welt darauf, dass Joe Biden beide Rollen in angemessener Form ausfüllen kann. 

Wir alle sollten uns regelmäßig fragen, welche unserer vielen Rollen eigentlich unsere wichtigste ist. Es ist nämlich nutzlos in einem weniger wichtigen Feld erfolgreich zu sein, wenn wir bei unserer Hauptaufgabe versagen.

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Gemeinschaft und Individualität

Unsere Gesellschaft hat ein überwältigendes Bedürfnis nach Einigkeit. Durch Krisen wird das besonders deutlich. Wir müssten dann zusammenhalten, mit einer Stimme sprechen, gemeinsam handeln. 

Dieses Bedürfnis steht jedoch einem anderen entgegen. Dem Drang nach Individualität. Wir wollen besonders sein, gesehen werden – wir sind keine Ameisen. Wir haben ein Selbstbewusstsein, sind uns selbst näher als anderen und für uns selbst einzustehen ist uns wichtig.  

Kann man diese Beiden versöhnen? 

Man kann Bedürfnisse niemals befriedigen, indem man sie unterdrückt. Wir müssen sie gewähren lassen. 

Die Voraussetzung für beide Seiten ist Vertrauen. 

Wer vertraut, der kann loslassen und individuelle Freiheit gewähren. Wer vertraut der kann umarmen und Bindungen eingehen. 

Ohne Vertrauen brauchen wir Zwang und das wird niemals lange funktionieren. Wer jemanden zwingt, eine Seite zu unterdrücken, der muss die auch die andere zerstören.  

Wenn Gemeinschaft verboten ist, dann kann sich das Individuum nicht entfalten. Niemand kann sein ganzes Potenzial allein ausschöpfen. Wenn das Individuum verboten ist, dann werden wir niemals wahre Gemeinschaft erfahren. Niemand kann andere stärken, solange man selbst schwach ist. 

Zwang ist schlecht, Vertrauen ist gut. Vertrauen in den menschlichen Drang seinen Bedürfnissen zu folgen. Wir dürfen nichts tun, wir müssen es geschehen lassen. Unsere Bedürfnisse werden uns individuell formen und letztlich in Freiheit vereinen.

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Soziale Marktwirtschaft

Was ist eigentlich der besondere Charme dieser Idee?  

Wer heute die aktuelle Debatte zur Wirtschaftspolitik verfolgt, könnte meinen, hier wurden Gegensätze in einen Sack geworfen. Herausgekommen wäre nichts Halbes und nichts Ganzes. Irgendwann müsse sich Deutschland aber mal entscheiden – Kapitalismus oder Sozialismus. 

Doch weit gefehlt. 

Die Soziale Marktwirtschaft ist eine eigenständige Antwort auf die treibende Frage (Propelling Question), die einstmals unlösbar erschien: 

Wie können wir Wohlstand und Wachstum erzeugen, die langfristig stabil sind, ohne die Vermögenden zu bevorzugen und ohne die Freiheit der Menschen einzuschränken? 

Die “Wir-können-wenn” Antwort war: 

Wir können das, wenn wir klare Regel festlegen (Kartellrecht, Aktiengesetz, Grundsicherung, …), ansonsten aber fest auf den Markt vertrauen. 

Marktwirtschaft und Soziales sind eben keine Gegensätze. Sie sind unmittelbar aufeinander angewiesen. 

Ludwig Erhard hat seine Vision “Wohlstand für alle” genannt. Und genau das ist der Punkt. 

Sozial ist das, was allen Menschen Wohlstand bringt. Dies ist bisher nur in marktwirtschaftlichen Systemen geglückt. Es gibt keine bessere Möglichkeit um Wohlstand zu schaffen als freien Handel. 

Allerdings kann dieser Markt nur funktionieren, wenn er fair ist. Eine ausbeuterische, unsoziale Marktwirtschaft ist zum Scheitern verurteilt. Auf solchen Märkten gibt es kein Vertrauen, Risiken werden gescheut Wachstum findet nicht statt, was letztlich in Unfrieden mündet. 

Wohlstand für alle ist nur durch einen freien Markt mit klaren ordnungspolitischen (sozialen) Regeln möglich. 

Markt heißt nun aber nicht “Geld regiert die Welt”. Markt bedeutet Win-Win. Jeder hat die Möglichkeit frei zu entscheiden und am Ende die Pflicht, für die Entscheidung gerade zu stehen. 

Sozial heißt nicht “Gleiches Einkommens für alle”. Es bedeutet gleiche Chancen und überschaubare Risiken für alle. 

Aufgabe der Politik ist es, dieses fruchtbare Gleichgewicht zu erhalten. Die Schieflage in eine Richtung führt zu Ausbeutung und Unfrieden. In die andere Richtung ebenso.  

Hier kommt übrigens etwas Interessantes: 

„Wohlstand für Alle“ – Neuauflage des Klassikers von Ludwig Erhard erschienen 

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Warum Gemeinschaften scheitern

Der Vorteil: Gemeinschaften sind effizienter und manchmal sogar effektiver. 

Das gilt im Kleinen: In Ehe, Familie, Fahrgemeinschaft, Wohngemeinschaft, Fußballmannschaft. 

Aber auch im Großen: Einkaufsgemeinschaft, Stadt, Staat, Staatenbund. 

Was hält diese Vereinigungen denn aber zusammen? 

Sie funktionieren, wenn (Siehe auch hier) :  

  1. Gruppenkonsens zu Gruppenhandlung führt. 
  1. Eine “Wir-Kultur” gepflegt wird. Diese ändert nämlich das Verhalten von egoistisch zu großzügig. 

Aber, das ist zwingend erforderlich!

Sollte dies nicht der Fall sein, dann droht die Gemeinschaft zu scheitern. 

Nämlich dann, wenn: 

  1. Einzelne, ohne Konsens, die Anderen zum (mit)handeln zwingen 
  1. Die “Wir-Kultur” nicht vorhanden ist, eigentlich jeder egoistisch handelt und die Mehrheit (oder der Stärkere) die Minderheit ausbeutet. 

Wenn dies der Fall ist, dann sind Effizienz und Effektivität nicht mehr wichtig und auch nicht mehr glaubwürdig. Plötzlich geht es um Stolz und um Selbstbestimmung. Ohne diese gibt es keine Großzügigkeit und keinen Konsens.

Die Pflicht etwas zu zahlen/ zu tun ohne gefragt worden zu sein, ohne mitentschieden zu haben, ohne das Ziel der Leistung zu kennen und ohne Vertrauen in den Empfänger zu haben, wird niemals auf Großzügigkeit treffen. Der Verpflichtete wird sich ausgenutzt oder beraubt vorkommen.  

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Aus Fehlern lernen

Guido Westerwelle hat gesagt: 

“Fehler zu machen ist ärgerlich. Nicht aus ihnen zu lernen ist unverzeihlich.” 

Es ist fast ein wenig komisch, dass dieses Zitat ausgerechnet von einem Politiker kommt. Natürlich trifft es auf uns alle zu. Auf Unternehmer, Arbeitnehmer, Familienangehörige. Trotzdem scheinen immer noch zu viele Menschen daran zu scheitern, ihre Fehler einzugestehen. 

Dabei ist einen Fehler zu erkennen, dies der beste Nachweis dafür, etwas gelernt zu haben.  

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Was ist Freiheit

Wir glauben es zu wissen. Doch ist es wirklich so klar? 

So viele Menschen wie wir fragen, so viele Definitionen bekommen wir. Für jeden etwas Anderes.  

Für manche bedeutet es das Gegenteil von Sklaverei oder nicht eingesperrt zu sein.  Andere verbinden damit freien internationalen Handel. Wieder andere denken an das Recht ihre Meinung offen sagen zu dürfen, ungehindert reisen zu können, für ihre Taten und Entscheidungen selbst verantwortlich zu sein. Manch einer setzt es sogar mit Freizeit gleich. 

Eine gängige Definition, die man oft hört lautet: “Freiheit reicht so weit, wie sie die Freiheit des Nächsten nicht einschränkt.” 

Eine höchst zweifelhafte Aussage. Was wenn der Nächste absolut viel freier ist als wir? Sobald wir nur einen Millimeter freier werden, schränken wir ihn schon ein. 

“Wir” könnten übrigens die Bürger als Ganzes sein und der “Nächste” ist der Staat. 

Wir brauchen eine öffentliche Debatte darüber, in welchen Feldern Bürger mehr Freiheit braucht und wo sich der Staat dafür einschränkt. Die Alternative ist das Gegenteil. 

Letztlich ist aber nur eines von Beiden möglich. Mehr Aufgaben für den Staat heißt immer weniger Freiheit für die Bürger. Egal ob es um Straßenbau geht, um Kita-Plätze oder um die Krankenversicherung. Mehr Freiheit für die Bürger heißt umgekehrt weniger Aufgaben für den Staat. 

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Der Kunde ist König

Die Mentalität, das Dienen als etwas ehrwürdiges und Wert stiftendes anzusehen, fehlt unseren öffentlichen Verwaltungsstellen scheinbar völlig.

Für einen Dienstleister aus der freien Wirtschaft ist der Kunde König. Und das ist auch gut so. Es zeugt von guten Manieren, jedem Menschen mit Wertschätzung zu begegnen. In einem professionellen Umfeld, ist gerade ein zuvorkommendes, wohlwollendes Benehmen Partnern gegenüber, der Schlüssel zum Erfolg.

Doch warum ist dies im öffentlichen Dienst so selten zu finden.

Wir, die Bürger, bezahlen diese Leute.

Für sie sind wir aber nicht ihre Arbeitgeber. Wir sind Steuerpflichtige, Schulpflichtige, Antragsteller, Beteiligte, Leistungsempfänger etc.

Im besten Falle sind wir Wähler, im Schlechtesten, sind wir Wutbürger oder Covidioten.

Bürger mit Fragen, Beschwerden oder Anregungen nerven. „Wir machen keine Fehler sondern halten uns immer an das Gesetz. Spielraum wollen wir zwar haben aber nicht nutzen – da könnte dann ja jeder kommen.“

Ich wünsche mir mehr Dienstleistungsmentalität, mehr Marketing, mehr persönliche Reflexion oder schlicht mehr Kundenfreundlichkeit von unseren öffentlichen Stellen.

Dies wäre ein Anfang: Starte deinen Satz mit „Ich“.

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Datenschutz ist anstrengend aber wichtig

Vor wenigen Tagen erreichte mich die Nachricht, das der Europäische Gerichtshof das EU/US-Privacy-Shield-Abkommen für unwirksam erklärt hat. [Hier mehr dazu]

Dies wird erneut viel Ärger, große Unsicherheit und Anstrengungen bedeuten. Für weite Teile der Online-Marketing-Branche und auch für viele normale Firmen-Webseiten.

Kurz gesagt bedeutet die Entscheidung, dass man keinerlei personenbezogene Daten mehr bei US-Amerikanischen Unternehmen speichern darf, da die EU die allgemeinen Standards in den USA als ungenügend einstuft.

Facebook, Google, aber auch Email Dienstleister, darf man somit nicht mehr nutzen. Kein Facebook-Pixel, kein Google-Analytics und auch kein MailChimp.

Für diesen Blog hat das Auswirkungen auf den Newsletter-Versand. Du kannst meinen Blog abonnieren und dadurch täglich den neusten Artikel direkt als Email erhalten. Dafür nutzte ich bis heute MailChimp.

MailChimp selbst sichert zu sich an alle EU-Anforderungen zu halten und grundsätzlich glaube ich auch an die guten Absichten bei diesem speziellen Dienstleister. Aber die Entscheidung hat mich trotzdem noch einmal mehr ins Nachdenken gebracht. Warum das Risiko eingehen?

Als Ergebnis komme ich zu der Auffassung, dass ich auf diesen Service verzichten, und meinen Email-Versand jetzt selbst, mit einem WordPress-Plugin durchführen werde.

Sowieso, betreibe weder Remarketing, noch Analytics oder sonstiges Tracking mit meiner Seite – wozu auch, ich verkaufe nichts. Der einzige Dienstleister den ich nutze, ist mein Website-Hosting-Anbieter, mit Sitz in Deutschland.

Ohne spezielle Dienstleister (wie für den Mail-Versand) wird es komplizierter und unkomfortabler, allerdings ist es das wert. Der Schutz unserer Daten ist ein hohes Gut und wir sollten das nicht verwässern.

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Vorwärts immer, rückwärts nimmer?

Wissen wir wirklich was gut und was schlecht ist? Wissen wir genau welche Rezepte uns helfen?  

Wie ist denn überhaupt der aktuelle Stand? 

Sind das gute Zeiten oder schlechte? 

Manch einer würde sagen: “Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich immer stärker, der Klimawandel bedroht unsere Existenz, Arbeitsplätze sind in Gefahr und so auch unsere Gesundheit.” 

Ein anderer sagt: “Die Armut in der Welt nimmt rapide ab, immer weniger Menschen hungern. Neue Technologien ermöglichen allen Menschen vergleichbare Chancen und sorgen dafür das unser Leben nachhaltiger und gesünder wird.” 

Beide haben recht, denn sie sehen andere Ausschnitte des Gesamtbildes. Es gibt nicht nur eine richtige Antwort und es gibt auch nicht nur ein wahres Konzept. 

Die Welt ist nicht schwarz oder weiß – nur von Knappheit geprägt oder nur von Fülle. Vielmehr sind es Zyklen, die hier endlos ablaufen und sich immer wieder gegenseitig bedingen.  

Jedes Problem hat eine Chance in sich und ebenso birgt jede Errungenschaft neue Risken. An Schwierigkeiten und Beschränkungen können wir wachsen und neue Lösungen erschaffen. Aus Überfluss werden Probleme erwachsen, die neue Einschränkungen nach sich ziehen. 

Wir müssen leider anerkennen, dass es kein stetiges “nach-oben” gibt. 

Nach dem Berg kommt das Tal, nach dem Aufschwung kommt die Krise.  

Der Waldbrand hinterlässt fruchtbares Land, alles wächst dort wieder und gedeiht. Aus dieser Fülle sammeln sich aber immer mehr Rückstände der Pflanzen an – Laub und Äste – der Boden beginnt zu verwuchern. Diese trockenen Rückstände fangen schnell Feuer, der nächste Brand steht bevor und somit beginnt der Zyklus von Neuem. 

Aber was, wenn wir diese kleinen lokalen Brände verhindern wollen (aus Angst vor der Krise)?

Dann sorgen wir dafür, dass sich deutlich zu viele trockene Rückstände ansammeln. Irgendwann gibt es doch einen Funken dessen Auswirkungen dann leider verheerend sind. 

Rückschläge gehören beim Fortschritt dazu. 

Wir sollten uns selbst ständig neuen Beschränkungen aussetzen, um lernen und wachsen zu können. 

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Euro-Romantik

Für unsere Währung werden regelmäßig wirtschaftliche, aber auch romantische Argumente angeführt.

Und natürlich waren es die Romantischen, die mich vor über 20 Jahren begeistert haben. Wie aufregend war es, all ich mein „Starterkit“ abgeholt habe und die erste ausländische Münze in den Händen hatte. Ich war ein Euro-Fan.

In Europa hätte man mehr Verbundenheit durch Gemeinsamkeiten und könnte einfacher Reisen ohne Geld zu tauschen – so wird auch heute noch argumentiert.

Die Wirtschaftlichen Argumente sind aus deutscher Sicht aber überwiegend egoistisch und für alle Anderen unfair. Unser Export profitiert davon, die anderen haben es schwerer – das wurde damals natürlich nicht so offen dargestellt.

Und heute?

Der romantische Teil fällt durch Digitalisierung fast vollständig weg. Seit zwei Wochen befinde ich mich in Dänemark und musste nicht eine einzige dänische Krone anfassen – geschweige denn umständlich tauschen.

Bargeldloses Zahlen ist hier die absolute Regel. Und sollte ich tatsächlich lokales Bargeld benötigen, kann ich es über die Kreditkarte aus jedem Automaten ziehen. Ohne überzogene Wechselkurse oder Gebühren zu fürchten.

Sympathie durch Gemeinsamkeiten? Wie schon ausgeführt, kommt man nur noch selten mit Bargeld in Kontakt und irgendwie sind es ja gerade die Unterschiede, die den anderen interessant machen – für mich jedenfalls.

Ich werde sicher noch dänische Kronen von meinem Konto abheben – schon allein um sie den Kindern zu zeigen – den Euro vermisse ich hier jedenfalls nicht.

Was in jedem Fall bleibt, sind die unfairen Begleiterscheinungen für die lokalen Ökonomien, hauptsächlich für Südeuropa. Und auch für Deutschland wird die Sache zunehmend risikoreicher und teurer.

Die vor 20 Jahren noch heiße Euro-Romantik hat sich stark abgekühlt.

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Das Overton Fenster

Dieses Konzept bezeichnet man auch als Diskussionsrahmen.

Es wurde nach Joseph P. Overton benannt und beschreibt das Meinungsspektrum, in dem politische Diskussionen aktuell stattfinden.

Wir stellen uns das politische Spektrum auf einem Strahl vor.

Undenkbare Meinungen stehen an den äußersten Rändern (links wie rechts). Weiter in Richtung Mitte folgen radikale, (noch) akzeptierte, sensible und populäre Meinungen. Das Zentrum bildet die Staatspolitik.

Bedingt durch Kultur und die rechtlichen Gegebenheiten in einer Gesellschaft kann das Fenster enger oder breiter sein:

Ein breites Fenster steht für tatsächliche Meinungsfreiheit und eine breite Debatte. Ein enges Fenster steht für eine eingeschränkte Debatte und beschränkte Freiheit der Meinung.

Dieses Modell kann auch politisch kommunikativ genutzt werden:

Noam Chomsky in „The Common good“, 1998:

„The smart way to keep people passive and obedient is to strictly limit the spectrum of acceptable opinion, but allow very lively debate within that spectrum—even encourage the more critical and dissident views. That gives people the sense that there’s free thinking going on, while all the time the presuppositions of the system are being reinforced by the limits put on the range of the debate.“ (Zitat aus dem engl. Wikipedia-Artikel)

Andererseits kann das Fenster auch durch „undenkbare“ Äußerungen in die gewünschte Richtung verschoben werden.

Beispiele:

Wenn Politiker öffentlich von Enteignungen sprechen oder davon, „Reiche zu erschießen“, dann ist das zunächst skandalös. Da diese undenkbaren Themen nun aber kursieren, scheint die Vermögenssteuer gar nicht mehr so radikal.

Ähnlich funktioniert es auf der anderen politischen Seite. Wenn offen davon gesprochen wird, an der Grenze auf Geflüchtete zu schießen, dann erhöht diese undenkbare Aussage die Chance, dass Abschiebungen in Krisengebiete populärer werden.

Ob diese Äußerungen nun gezielt getätigt werden oder aus dem Zusammenhang gerissen sind, ist am Ende egal – einen Effekt haben sie gehabt, der Diskussionsrahmen wurde verschoben.

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Freiheit scheint wieder wichtiger zu werden – aber nicht für alle

Ich beobachte zwei Dinge:

1. Viele Menschen demonstrieren gegen die Corona-Maßnahmen mit der Begründung, sie würden die Freiheit unverhältnismäßig einschränken. Das würde gegen diverse Grundrechte verstoßen

2. Viele Menschen sehnen die Wiedereröffnung der Schulen herbei, was de facto bedeutet, die Schulpflicht im Schulgebäude wird wieder umgesetzt.

Einem Kind die gesetzliche Pflicht aufzuerlegen, zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten zu sein, ist keine Freiheit, auch hier sind die Grundrechte massiv beschnitten. Es gibt keine Pflicht des Staates Bildung bereit zu stellen oder ein Recht der Bürger auf Bildung – nein, es ist umgekehrt. Wer nicht anwesend ist macht sich (bzw. seine Eltern) strafbar.

Dazu kommen aktuell die Abstandsregelungen, und strengere Aufenthaltsbestimmungen. Freunde dürfen sich nicht umarmen, in dem Pausen kann nicht ausgelassen gespielt werden, Klassen werden geteilt, Gänge, Treppen und Aufenthaltsräume ebenfalls.

Ist diese Form von organisiertem Zwangsaufenthalt noch kindgerecht?

Menschenwürdig?

Wie kann man einerseits gegen Freiheitseinschränkungen im Zusammenhang mit Corona demonstrieren, dann aber die Schulpflicht begrüßen, vor allem unter den aktuellen Umständen?

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Zivilisation geht nur mit Kompromissen

Seit einigen Jahren kann man (wenn man will) sehr deutlich beobachten, dass Kompromisse nicht mehr gefragt sind.

Überall muss ich mich klar und deutlich für eine Seite entscheiden. Möglichst schnell und gerne auch radikal.

Radikal, dass war eigentlich mal etwas unaussprechliches.

Heute ist es cool, wenn man möglichst weit außen steht, so wie in den Siebzigern, „als die Jugend noch rebellisch war.“ Der Kompromiss, der eigentlich die Basis unserer Demokratie ist – denn ohne Kompromisse gibt es die nicht – der ist ziemlich out.

Vor allem in der Politik fällt das auf. Die Ränder werden stärker, weil dort die sind, die eine klare Meinung haben, ohne wenn und aber. Man könnte auch sagen eine einfache Meinungen, ohne Weitsicht.

Wenn wir weiterhin die große Errungenschaft unserer freien, friedlichen und wohlhabenden Gesellschaft genießen möchten, dann sollten wir Kompromisse wieder stärker schätzen lernen.

Natürlich ist das anstrengend. Es erfordert Zeit sich die Meinung aller anzuhören, Fakten aus mehreren Quellen zu prüfen, zu debattieren, zu verhandeln und manchmal auch zu streiten.

Für Außenstehende wirkt dass dann oft wie Gemauschel, der kleinste gemeinsame Nenner und die Mühe nicht wert.

Tatsächlich sorgen aber Kompromisse dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt, niemand auf der Strecke bleibt und alle am gleichen Strang ziehen. Kompromisse vereinen, radikale Alleingänge spalten.

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Der Sozialismus ist ein schlechtes Geschäft

Die Idee des Sozialismus war Folgende:

  1. Der Kapitalist besitzt die Produktionsmittel, also Boden und Kapital, in Form von Fabriken und Verkaufsgeschäften. Der Arbeiter tauscht Zeit gegen Geld und ist damit vom Kapitalisten abhängig.
  2. Das ist ungerecht, denn der Kapitalist kann den Arbeiter entweder durch Maschinen ersetzen oder ihn gegen Seinesgleichen ausspielen. Im Endeffekt drückt er den Lohn und beutet den Arbeiter aus.
  3. Die Produktionsmittel müssen also allen gemeinsam gehören, dann wird es dem Fleißigsten am besten gehen, nicht dem Reichsten.
  4. Individuelle Freiheit, darf es dann aber nicht mehr geben, weil man ja zentral planen, verteilen und die Arbeit zuweisen muss.

Vor 150 Jahren war das ein nahe liegender Deal. Nicht nur, dass Armut damals direkt lebensgefährlich war – die Menschen sind tatsächlich verhungert, erfroren, einfachen Krankheiten erlegen, etc. Es gab auch fast keine Möglichkeiten, sich aus Armut zu befreien. Einmal Arbeiter, immer Arbeiter, wie der Vater, so der Sohn. Meistens im gleichen Kohleschacht.
Freiheit war real gar nicht existent. Was ich also nicht habe kann ich gerne opfern.

Heute allerdings, stimmt das so nicht mehr, denn:

  1. Wir haben soziale Netze und eine gute allgemeine Gesundheitsversorgung, so dass niemand hungern, frieren oder krank zur Arbeit gehen muss.
  2. Außerdem hat jeder die Möglichkeit sich aus Armut zu befreien (mehr dazu gleich).
  3. Freiheit dagegen, ist für uns selbstverständlich geworden.

Der zweite Punkt hat mehrere Gründe:

  1. Die Produktionsmittel besitzt heute jeder. Was früher die Fabrik (Kapital) war ist heute ein Laptop. Wo früher Geschäftsimmobilien (Boden) nötig waren, schafft man heute virtuelle Plattformen zum handeln, tauschen und kommunizieren.
  2. Das Wissen der ganzen Welt ist heute online, kostenlos verfügbar. Das sich nur die Reichen Bildung leisten können ist Vergangenheit. Zwar haben Sie immer noch Zugang zu besseren Schulen, aber das Wissen dort ist das Gleiche. (Die Fremdsprache Englisch ist allerdings Voraussetzung)
  3. Jeder hat heute mehr Zeit. Nach acht Stunden Arbeit und acht Stunden Schlaf hat man noch acht Stunden zur freien Verfügung. Nicht zu vergessen die Wochenenden, den Urlaub, die Feiertage.

Das alles schwächt die Bedeutung von Kapital und Boden erheblich.

Warum haben wir dennoch das Gefühl, diese Gesellschaft wäre ungerecht? Weil wir bequem geworden sind, und weil es uns an Selbstvertrauen fehlt.

Wir glauben, wir könnten nicht anders. Tatsächlich verbringen wir unsere Zeit aber mit Social-Media und Video-Streaming. Wir definieren unser Glück über das Ausmaß unseres Konsums. Nicht über das Wachstum unserer Erkenntnis oder gar über den Beitrag, den wir für Andere leisten.

Sozialismus verspricht uns allen Fische, zum Preis unserer persönlichen Freiheit. Dabei haben wir schon heute alle Chancen selbst hervorragende Angler zu werden.

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