Gemeinschaft

Halte nichts zurück

Du trägst dein teures, neues Business-Outfit und bist auf dem Weg zur Arbeit. Heute ist viel zu tun – du musst dringend die Präsentation für deine Chefin fertig stellen.

Plötzlich bemerkst du, dass ein Kind in den Fluss gefallen ist und sich verzweifelt an einen Ast klammert.

Springst du ins Wasser und rettest das Kind? Obwohl du deine Sachen ruinieren und zu spät zur Arbeit kommen wirst?

Natürlich tust du das. Du musst sogar.

Du kannst einem Menschen konkret helfen, da ist es egal was die Sachen gekostet haben oder ob du die Verspätung nacharbeiten musst.

So ist es auch mit deinen Ideen.

Solange die Möglichkeit besteht, dass du andere Menschen positiv beeinflussen könntest – auch wenn es nur ein einziges Kind wäre – musst du sie uns erzählen. Egal ob sich das für dich lohnt oder Dritte das für Zeitverschwendung halten.

Halte nichts zurück. Nicht aus Scham, nicht aus Perfektionismus, nicht aus Egoismus.

Wir brauchen dich!

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Gemeinschaft und Individualität

Unsere Gesellschaft hat ein überwältigendes Bedürfnis nach Einigkeit. Durch Krisen wird das besonders deutlich. Wir müssten dann zusammenhalten, mit einer Stimme sprechen, gemeinsam handeln. 

Dieses Bedürfnis steht jedoch einem anderen entgegen. Dem Drang nach Individualität. Wir wollen besonders sein, gesehen werden – wir sind keine Ameisen. Wir haben ein Selbstbewusstsein, sind uns selbst näher als anderen und für uns selbst einzustehen ist uns wichtig.  

Kann man diese Beiden versöhnen? 

Man kann Bedürfnisse niemals befriedigen, indem man sie unterdrückt. Wir müssen sie gewähren lassen. 

Die Voraussetzung für beide Seiten ist Vertrauen. 

Wer vertraut, der kann loslassen und individuelle Freiheit gewähren. Wer vertraut der kann umarmen und Bindungen eingehen. 

Ohne Vertrauen brauchen wir Zwang und das wird niemals lange funktionieren. Wer jemanden zwingt, eine Seite zu unterdrücken, der muss die auch die andere zerstören.  

Wenn Gemeinschaft verboten ist, dann kann sich das Individuum nicht entfalten. Niemand kann sein ganzes Potenzial allein ausschöpfen. Wenn das Individuum verboten ist, dann werden wir niemals wahre Gemeinschaft erfahren. Niemand kann andere stärken, solange man selbst schwach ist. 

Zwang ist schlecht, Vertrauen ist gut. Vertrauen in den menschlichen Drang seinen Bedürfnissen zu folgen. Wir dürfen nichts tun, wir müssen es geschehen lassen. Unsere Bedürfnisse werden uns individuell formen und letztlich in Freiheit vereinen.

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Warum Gemeinschaften scheitern

Der Vorteil: Gemeinschaften sind effizienter und manchmal sogar effektiver. 

Das gilt im Kleinen: In Ehe, Familie, Fahrgemeinschaft, Wohngemeinschaft, Fußballmannschaft. 

Aber auch im Großen: Einkaufsgemeinschaft, Stadt, Staat, Staatenbund. 

Was hält diese Vereinigungen denn aber zusammen? 

Sie funktionieren, wenn (Siehe auch hier) :  

  1. Gruppenkonsens zu Gruppenhandlung führt. 
  1. Eine “Wir-Kultur” gepflegt wird. Diese ändert nämlich das Verhalten von egoistisch zu großzügig. 

Aber, das ist zwingend erforderlich!

Sollte dies nicht der Fall sein, dann droht die Gemeinschaft zu scheitern. 

Nämlich dann, wenn: 

  1. Einzelne, ohne Konsens, die Anderen zum (mit)handeln zwingen 
  1. Die “Wir-Kultur” nicht vorhanden ist, eigentlich jeder egoistisch handelt und die Mehrheit (oder der Stärkere) die Minderheit ausbeutet. 

Wenn dies der Fall ist, dann sind Effizienz und Effektivität nicht mehr wichtig und auch nicht mehr glaubwürdig. Plötzlich geht es um Stolz und um Selbstbestimmung. Ohne diese gibt es keine Großzügigkeit und keinen Konsens.

Die Pflicht etwas zu zahlen/ zu tun ohne gefragt worden zu sein, ohne mitentschieden zu haben, ohne das Ziel der Leistung zu kennen und ohne Vertrauen in den Empfänger zu haben, wird niemals auf Großzügigkeit treffen. Der Verpflichtete wird sich ausgenutzt oder beraubt vorkommen.  

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Community statt Coupon

Rabattaktionen und Gewinnspiele werden gerne genutzt um Reichweite aufzubauen. 

Der normale Weg ist einen Code zu verlosen, oder zeitlich begrenzt frei zu schalten. Dieses Angebot wird dann möglichst sinnvoll zu verbreitet, meist über Social-Media-Ads. 

Besser geht es, wenn wir unsere Community nutzen, aber wie?

Ein perfektes Beispiel habe ich aus Bernadette Jiwas Buch: “the fortune cookie principle”

Mark Dyck betreibt eine kleine Bäckerei und hat überlegt, wie er seine Kunden dazu anregen kann, mehr zu probieren und noch stärker über seine Produkte zu sprechen. 

Also verloste er an 3 glückliche Kunden einen Jahresvorrat Backwaren. Die Kunden bekamen einen Beutel und konnten diesen jede Woche auffüllen.  

Der Erfolg ließ zu wünschen übrig also veränderte Mark eine entscheidende Sache: 

Im nächsten Jahr gewann man nur noch einen Wochenvorrat Backwaren. Allerdings kam dazu die Pflicht, den Beutel am Ende der Woche an einen Freund weiter zu geben. 

Dies führte zu großartigen Gesprächen über Marks Produkte. Jeder der 3 Beutel führte über das Jahr hinweg 52 teils neue Menschen in die Bäckerei. Diese durften sich durch das Sortiment probieren und am Ende der Woche einen Freund beglücken, indem sie den Beutel weiter gaben.

Das wurde natürlich verbunden mit den besten Empfehlungen und einem tollen Gefühl. Man war Teil einer Geschichte und einer Kette von Freunden. 

Die Aktion hieß “True Friends” – wahre Freunde. Denn Freunde überrascht man gerne mit einer außergewöhnlichen Gelegenheit und für Mark war klar, dass es keine einzige Marketing-Maßnahme gibt, die so effektiv ist wie die Empfehlung eines Freundes.  

In seiner Stadt war Mark ein Jahr lang in aller Munde – sein Brot auch – ohne dass er eine einzige Werbeanzeige geschaltet hatte. 

Storytelling funktioniert am besten dann, wenn nicht wir sondern andere unsere Geschichte erzählen.  

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Euro-Romantik

Für unsere Währung werden regelmäßig wirtschaftliche, aber auch romantische Argumente angeführt.

Und natürlich waren es die Romantischen, die mich vor über 20 Jahren begeistert haben. Wie aufregend war es, all ich mein „Starterkit“ abgeholt habe und die erste ausländische Münze in den Händen hatte. Ich war ein Euro-Fan.

In Europa hätte man mehr Verbundenheit durch Gemeinsamkeiten und könnte einfacher Reisen ohne Geld zu tauschen – so wird auch heute noch argumentiert.

Die Wirtschaftlichen Argumente sind aus deutscher Sicht aber überwiegend egoistisch und für alle Anderen unfair. Unser Export profitiert davon, die anderen haben es schwerer – das wurde damals natürlich nicht so offen dargestellt.

Und heute?

Der romantische Teil fällt durch Digitalisierung fast vollständig weg. Seit zwei Wochen befinde ich mich in Dänemark und musste nicht eine einzige dänische Krone anfassen – geschweige denn umständlich tauschen.

Bargeldloses Zahlen ist hier die absolute Regel. Und sollte ich tatsächlich lokales Bargeld benötigen, kann ich es über die Kreditkarte aus jedem Automaten ziehen. Ohne überzogene Wechselkurse oder Gebühren zu fürchten.

Sympathie durch Gemeinsamkeiten? Wie schon ausgeführt, kommt man nur noch selten mit Bargeld in Kontakt und irgendwie sind es ja gerade die Unterschiede, die den anderen interessant machen – für mich jedenfalls.

Ich werde sicher noch dänische Kronen von meinem Konto abheben – schon allein um sie den Kindern zu zeigen – den Euro vermisse ich hier jedenfalls nicht.

Was in jedem Fall bleibt, sind die unfairen Begleiterscheinungen für die lokalen Ökonomien, hauptsächlich für Südeuropa. Und auch für Deutschland wird die Sache zunehmend risikoreicher und teurer.

Die vor 20 Jahren noch heiße Euro-Romantik hat sich stark abgekühlt.

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