Ist Sport natürlich?

Vor knapp einem Monat haben wir als Familie wieder einmal gemeinsam an einer Laufveranstaltung teilgenommen. Wir machen das zwei- bis dreimal im Jahr und es freut mich sehr, dass die anderen auch mit Spaß und Spannung dabei sind, wenn es um eine meiner Leidenschaften geht.

Als Familie gemeinsam Sport machen – ich finde das toll.

Für mich ist es zur Normalität geworden 5-7 Mal pro Woche irgendetwas zu trainieren und ich habe hier ja schon öfter meine Herangehensweise beschrieben. Spaß soll es machen, möglichst keinen Stress verursachen, mit niedriger Intensität anfangen, lieber oft als hart, und so weiter….

Aber wie ist das grundsätzlich? Ist Sport oder generell Bewegung etwas Natürliches? Etwas, wonach der Körper verlangt und ohne das wir nicht leben können?

Warum frage ich das in dieser Form, wenn doch schon offensichtlich ist, dass Ja oder Nein hier als Antwort nicht in Frage kommen?

Weil uns das oft suggeriert wird:
Sport , das heißt Kraft- und Ausdauertraining gehören zu einer gesunden Lebensweise! Use it or loose it! Unsere Vorfahren waren viel stärker und ausdauernder als wir! Unsere Trägheit macht uns krank!

Doch damit nicht genug: Wir müssten doch eigentlich nur das tun, was für unsere Spezies natürlich ist, uns schon wären wir alle Probleme los! Nicht immer so faul sein sondern den Schweinehund überwinden…

Das ist es, was beim Thema Sport meistens mitschwingt. Wer keine Lust darauf habe, der sehe das falsch, sei letztlich nur faul und verweichlicht. Bewegung und damit Sport sei eigentlich urmenschlich – natürlich eben.

Nicht so provokant, aber die Sache mit der Natürlichkeit habe ich in diesem Blog auch schon geschrieben: (Hier z.B.: Zum Laufen geboren).

In diesem Artikel hatte ich auch eine Arte-Doku verlinkt, die sich hauptsächlich auf die Forschung des Evolutionsforschers und Harvard-Professors Daniel Lieberman stützt.

Kurz: Unsere Fähigkeit lange Strecken (Marathon und länger) mit relativ hoher Geschwindigkeit ohne Pausen zu laufen, unterscheidet uns von jedem anderen Tier. Das ist unsere Superkraft und war wahrscheinlich das, was uns den Platz an der Spitze der Nahrungskette eingebracht hat.

Doch wie immer im Leben: Ganz so einfach ist es nicht.

Wenn man sich mit Liebermans weiteren Veröffentlichungen beschäftigt, dann wird man erkennen, dass die Entwicklungsgeschichte des menschlichen Körpers, kompliziert ist und viele Wendungen genommen hat.

In seinen Büchern: „The story of the human body“ und „Exercised“ (gibt es auch auf deutsch) zeigt er warum Sport eben nicht „natürlich“ ist und warum wir uns nicht schlecht fühlen müssen, weil wir keine Lust haben auf körperliche Aktivität.

Ich kann hier keine 2 Bücher in 3 Sätzen zusammenfassen und wie gesagt: Die Sache zu sehr zu vereinfachen, bringt uns der Wahrheit nicht näher.

Nur so viel, um vielleicht etwas Lust auf die Bücher zu machen:

Bewegt hat man sich als Steinzeitmensch nie aus Lust und Laune, sondern als Mittel zum Zweck (überleben). Dabei galt: Je weniger Bewegung desto besser! Auch Muskelaufbau war Verschwendung von Energie.

Dies also alles freiwillig zu machen ist keineswegs natürlich, sondern im Gegenteil, eine Begleiterscheinung unserer kulturellen Evolution.

Leider, und da schließt sich der Kreis, ist Bewegung aber notwendig, wenn man lange gesund und fit bleiben möchte.

Unser moderner Lebensstil zwingt uns dazu, unnatürliche Dinge zu tun.

Wir wohnen in klimatisierten Hochhäusern, fahren zur Arbeit weitere Strecken, als man früher als Tagesreise hätte zurücklegen können. Wir essen industriell für uns designte und gefertigte Nahrungsmittel.

Und wir machen Sport.

In diesem Video erklärt er das auch selbst nochmal: Talks at Google: Exercised

Vielleicht wird dadurch verständlich, warum so viele Menschen Schwierigkeiten haben sich zu motivieren, wenn es um Sport geht. Niemand ist komisch oder der unnormal wenn ihm die Lust geht – im Gegenteil.

Was können wir jetzt tun?

Am besten das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Sport z.B. in schöner Umgebung machen, die Aktivität auch zum mentalen Ausgleich nutzen, oder Familie und Freunde einbeziehen (Siehe Absatz 1).

Und schöne Erinnerungen erschafft man sich auch
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