Ob eine Aufgabe lehrreich ist, hängt entscheidend von der Frage ab.
Die Art der Frage entscheidet nämlich darüber, ob es nur darum geht, ein bekanntes, standardisiertes Verfahren anzuwenden, oder ob eine themenfremde Erfahrung mit einem neuen Problem verknüpft werden kann.
Die Verfahrensfrage fordert uns dazu auf, einen bekannten Weg zu lernen oder zu üben.
Die Verknüpfungsfrage zwingt uns, neue Erkenntnisse selbstständig zu gewinnen. Sie sorgt für echtes Verstehen.
“Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn einen Tag. Bring ihm das Angeln bei und du ernährst ihn ein Leben lang.”
Richtig?
Nein, leider nicht. Vielleicht galt diese Metapher in früheren Zeiten. Heute sind wir von ständigem Wandel umgeben. Was passiert, wenn es morgen keine Fische mehr gibt? Ganze Industrien verschwinden heute durch Disruption binnen weniger Jahre.
Das Training mit Verfahrensfragen konzentriert sich auf ein gegebenes Verfahren: Wie kann ich am besten Angeln?
Besser wäre gewesen, ihn mithilfe des Angelbeispiels zu ermutigen, eigene Lösungen für sein Hungerproblem zu finden. Wie kannst du sonst noch Essen fangen?
Im Grunde stellst du deinem Essen eine Falle und nutzt einen Köder – geht das auch anders, vielleicht mit anderem Essen?
Sobald die Fische wirklich verschwinden, werden ihm diese Erfahrungen helfen, um neue Wege zu finden. Dabei wird er weitaus schneller sein als jemand, der sich allein auf das Angeln spezialisiert hat.
In “Es lebe der Generalist”, belegt David Epstein diese Zusammenhänge anhand von Studien. Warum also Verknüpfungsfragen? Sie sind der Schlüssel, um effektiver zu lernen, kreativ zu sein.
Alles, was wir mit Verfahrensfragen trainieren, können Computer und Maschinen besser. Die Verknüpfung dagegen ist eine menschliche Gabe und künstlich Intelligenz tut sich komplexeren Bereichen noch immer sehr schwer.
Das Transformieren einer Lösung – z. B. von: “Angel-Köder-Fisch” hinzu: “Falle-Köder-Kaninchen” – muss aber langfristig erlernt werden.